#GLORE50 MONTHLY – August 2022
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel
DIE #GLORE50 PERFORMANCE
Der Kursstand von 111,20 Euro am 31. August 2022 kommt regelmäßigen Lesern sicherlich bekannt vor: Bereits am 30. Juni lag der Kurs ganz ähnlich, nämlich nämlich bei 111,64 Euro am 30. Juni. Damit verloren die GLORE50 im August fast exakt wieder das, was sie im Juli hinzugewonnen hatten, als der Monat bei 118,60 Euro schloss.
Die Kapitalmärkte bewerten den Online-Handel also weiter auf Ramschniveau – und die lange Durststrecke ist leider noch nicht vorbei. Dabei hatte der August gut begonnen, der Kurs der GLORE50 stieg zunächst dank positiver Zahlen u.a. von HelloFresh oder Poshmark auf 129,74 Euro (Kursstand am 15. August). Doch danach zog die erneut ins Negative umschlagende Gesamtstimmung an der Börse auch die meisten GLORE50-Titel wieder nach unten. Die erhoffte Trendwende ist somit zunächst ausgeblieben. Und so besteht für mutige Anleger weiter eine Chance, besonders günstig einzusteigen.
Die gesamte Entwicklung zeigen wir wie immer im Chart:
Das weltweite Börsengeschehen wird weiter durch viele negative Faktoren geprägt wie den nun schon ein halbes Jahr andauernden Ukraine-Krieg, die damit einhergehende Energiekrise, die gestörten Lieferketten und die Inflation. Hinzu kommen nun zunehmend auch noch Rezessionsängste, die der US-Notenbankchef Jerome Powell mit einer Rede auf dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole noch schürte: Dort sagte er, dass die Bekämpfung der hohen Inflation für die Federal Reserve absolute Priorität hat, selbst um den Preis einer Rezession. Diese Aussage zog die weltweiten Börsenkurse schnell nach unten und viele Indizes gaben in kürzester Zeit um mehrere Prozentpunkte nach. Gegen solche generellen Aussagen sind leider auch die Aktienkurse von gesunden Unternehmen nicht immun, sondern es kommt schnell zum Herdentrieb, worunter wie so oft auch viele GLORE50-Titel litten.
gewinner & Verlierer im August
Unter die Räder kamen im vergangenen Monat vor allem die Mega-Apotheken Shop Apotheke (-40%) und DocMorris/Zur Rose (-32%), aufgrund weiterer Verzögerungen beim eRezept und nach Berichten, wonach Zur Rose einen Käufer sucht.
Stark verloren haben außerdem:
- Redbubble (-40%)
- Boohoo (-38%)
- Desenio (-33%)
- Asos (-33%)
-
Die großen Kursgewinner waren im August:
- Jumia (+33%)
- Pinduoduo (+31%)
- Farfetch (+30%)
Das hohe Plus von Farfetch wurde dabei getrieben durch die Übernahme von Yoox Net-a-Porter, siehe unsere oberste News.
NEWS Von unternehmen aus den glore50
- Die Luxusmode-Plattform Farfetch aus Großbritannien übernimmt vom Schweizer Luxuskonzern Richemont 47,5 Prozent seines Anteils am E-Commerce-Unternehmen Yoox-Net-A-Porter (YNAP). Zudem haben beide Seiten vereinbart, dass Farfetch perspektivisch YNAP komplett übernehmen soll. Die Kombination beider Unternehmen würde einen Fashionriesen mit zuletzt 7,2 Milliarden Dollar Umsatzvolumen ergeben. Zugleich verpflichtet sich Richemont, die Lösungen von Farfetch für fast alle seine Marken wie z.B. Cartier oder Montblanc zu nutzen. Damit stellt sich zunehmend die Frage: Wird Farfetch oder Zalando bald zum Backbone der Modeindustrie?
- Amazon will iRobot, den Hersteller der Roomba Staubsaugerautomaten, für 1,7 Mrd. Dollar übernehmen. iRobot hatte zuletzt Umsätze von 1,6 Mrd. Dollar erzielt, seine Ziele für 2022 und darüber hinaus dann aber zunehmend nach unten schrauben müssen. Zuvor hatte Amazon bereits Medical One für seine Gesundheitsdienste übernommen.
- Der britische Modehändler Boohoo hat sich eine Minderheitsbeteiligung von 7,1 Prozent an Revolution Beauty gesichert. Revolution Beauty, das den Großteil seiner Umsätze offline macht, war zuletzt auf Umsätze von 194 Mio. Pfund (+42%) gewachsen. Im laufenden Geschäftsjahr sollen es 220 Mio. Pfund werden. Zuletzt hatte Farfetch im Beauty-Bereich zugeschlagen („Farfetch steigt mit Violet Grey Kauf ins Beauty-Geschäft ein“).
- Während sich im Home-Segment gerade einige die Umsatzmilliarde abschminken, will der britische Haushaltsgeräte-Spezialist AO auch nach dem Rückzug aus Deutschland über der Milliardenmarke bleiben und rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit Umsätzen zwischen 1 Mrd. Pfund und 1,25 Mrd. Pfund.
- Der auch in Deutschland aktive US-Möbelversender Wayfair hat nach einem Umsatzrückgang von 14,9 Prozent im vergangenen Quartal die Entlassung von 870 Mitarbeiter angekündigt, das sind rund 5 Prozent der Belegschaft. Rivale Westwing aus München meldete sogar 22 Prozent Umsatzschwund. Und auch Ex-GLORE50-Mitglied Home24 aus Berlin, das sich im Corona-Boom bereits für 2023 die Umsatzmilliarde vorgenommen hatte, hat sich jetzt trotz der Butlers-Übernahme von diesem Ziel verabschiedet und wäre nun schon froh, wenn es dieses Jahr den Vorjahresumsatz halten könnte. Eine Analyse zur Möbelbranche unter Druck gibt’s auf Exciting Commerce.
- Eine weitere Analyse auf Exciting Commerce beschäftigt sich mit der Frage, was jetzt aus Westwing und Bygghemma wird. So stellte Westwing zuletzt die eigene Collection in den Mittelpunkt seiner Strategie und Bygghemma wuchs vor allem über Zukäufe.
- Redbubble aus Australien meldet einen Jahresumsatz von 483 Mio. AUD bzw. 331 Mio. Euro, der erwartungsgemäß unter dem Wert aus dem Corona-Boom blieb, aber zugleich 88% über dem Vor-Corona-Umsatz lag. Mittelfristiges Ziel bleibt die Umsatzmilliarde.
- Die Lieferplattform Delivery Hero aus Berlin hat das 1. Halbjahr 2022 mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Unter dem Strich gab es ein Minus von 1,474 Milliarden Euro nach einem Minus von rund einer Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum. Laut Zwischenbericht sank im Sechsmonatszeitraum der bereinigte EBITDA-Verlust auf 323,0 Millionen Euro, von 350,8 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Bruttowarenwert (GMV) stieg um 50 Prozent auf 20,0 Milliarden Euro, der Gesamtumsatz der Segmente legte um 56 Prozent zu auf 4,19 Milliarden Euro.
- DocMorris-Betreiber ZurRose hat sich eine Wachstumsspritze von 139 Millionen Schweizer Franken geholt, wovon 95 Millionen Franken durch Ausgabe von Wandelanleihen hereinkommen sowie die restlichen 44 Millionen Franken durch eine Kapitalerhöhung. Die Kapitalerhöhung kommt nach dem Kurssturz im August und dann noch mit einem Abschlag von 15% zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt (für die Altaktionäre). Dabei hatte ZurRose vor kurzem noch betont eigentlich kein zusätzliches Kapital zu benötigen.
- Der Halbjahresbericht von Zalando enthält neben den generellen Finanzkennziffern auch interessante Details zur Übernahme von Highsnobiety, wie wir entdeckt haben: Demnach leistet Zalando für zunächst 86,83 Prozent des Online-Modemagazins eine Barzahlung in Höhe von 123,6 Millionen Euro zuzüglich 35,0 Millionen Euro für die Ausgabe neuer Aktien. Bei einer Komplettübernahme kann die Gesamtsumme in den nächsten Jahren noch auf rund 200 Millionen Euro steigen. Ebenfalls interessant: Von der Einführung eines Mindestbestellwerts für die kostenlose Lieferung profitiert das Kundenbindungsprogramm Zalando Plus, das weiterhin für alle Produkte einen Gratis-Versand bietet. Es zählt jetzt 1,5 Millionen Mitglieder.
Weitere Branchennews
- Erstmals in seiner Unternehmensgeschichte wird Peloton seine Produkte auch über Dritte verkaufen, nachdem der Vertrieb bislang allein über die eigene Website und stationäre Showrooms lief und der Anbieter für Fitnessgeräte somit auf Direct to Consumer gesetzt hat. Konkret geht Peloton eine Partnerschaft mit Amazon ein und wird über den Online-Riesen in den USA einen Teil seiner Produktpalette verkaufen, darunter auch den Ergometer Peloton Bike.
- Motatos, das sich als Online-Anbieter auf die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung spezialisiert hat, hat von seinen bestehenden Investoren weitere 38 Millionen Euro eingesammelt. Damit will das schwedische Unternehmen vor allem seine Expansion in Deutschland und Großbritannien vorantreiben. Dieses Jahr peilt Motatos einen Umsatz von 100 Millionen Euro an.
- Der Erfolg des chinesischen Fast-Fashion-Onlineanbieters Shein zieht Nachahmer an. Aktuell besonders vielversprechend entwickelt sich Cider, das u.a. schon in den USA, Großbritannien und Deutschland aktiv ist. Laut Marktforscher Sensor Tower wurde die App von Cider immerhin schon 7,4 Millionen Mal heruntergeladen. Offenbar hat die Firma Standorte in Hongkong und Los Angeles. Wagniskapitalgeber wie a16z, DST Global Partners oder IDG Capital haben laut Techcrunch bereits 130 Millionen Dollar in Cider investiert und bewerten die Firma mit insgesamt über einer Milliarde Dollar.
- Im Einrichtungssegment ganz oben auf unserer Watchlist bleibt Temple & Webster aus Australien, das mit 400 Mio. Euro an der Börse weiter um einiges höher bewertet wird als Westwing und Home24 zusammen. Strategisch geht Temple & Webster jetzt den umgekehrten Weg von Bygghemma und expandiert mit The Build vom Möbel- in den Baumarktbereich.
- Kann Signa Sports United (Fahrrad.de, Tennispoint) die Gunst der Stunde nutzen und sich den ein oder anderen Übernahmekandidaten schnappen? Die Signa Holding hat Signa Sports United jetzt jedenfalls bis zu 200 Mio. Euro für mögliche Übernahmen versprochen. Dieses Jahr rechnet Signa Sports United, soweit keine Zukäufe erfolgen, allerdings mit einem Umsatzrückgang von 12 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
- Knuspr zieht Bilanz nach dem ersten Jahr. Demnach kommt der Online-Supermarkt in München und Frankfurt auf 90.000 Kunden und über 500.000 Bestellungen. Der Umsatz dürfte im ersten Jahr bei rund 35 Millionen Euro gelegen haben. Derweil wird Rivale Flaschenpost immer mehr vom Getränke- auch zum Lebensmittellieferdienst und dürfte aktuell bereits bei 300 Millionen Euro Umsatz liegen.
LANGZEITBETRACHTUNG & AUSBLICK
Mit einem durchschnittlichen Kursplus (CAGR) von 1,6% pro Jahr seit Fonds-Auflegung liegen die GLORE50 aktuell weit unter unseren Erwartungen für die Langzeitbetrachtung, während die CAGR in den beiden Corona-Boom-Jahren 2020 und 2021 noch deutlich über unseren Erwartungen von 15% bis 20% CAGR gelegen hatte.
Aktuell spiegelt die extrem niedrige Bewertung der meisten GLORE50-Mitglieder das allgemeine Börsengeschehen wider, das von vielen negativen Einflüssen geprägt. Und so wird die Entwicklung der GLORE50 im September, mit dem Ausklingen der Quartalssaison, weiterhin vor allem von der generellen Börsenentwicklung abhängen.
Hier die aktuelle Projektion:
Hörtipps
Die Übernahmen von iRobot, One Medical und MGM, das Same-Day-Delivery-Programm Amazon Today für stationäre Händler, reichlich Wechsel im Topmanagement und mehr: Was tut sich gerade bei Amazon und wie sind die jüngsten Entwicklungen einzuordnen? Das fragen sich Jochen Krisch und Marcel Weiß in den neuesten Exchanges.
Wo steht der Online-Handel 2022? Auf der K5X hat Jochen Krisch im ersten State of Online Retail die spannendsten Entwicklungen aufgezeigt. Sämtliche Folien stehen nun online.
Regelmäßige updates zu den glore50
Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.
Mit herzlichen Grüßen
Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß
Über die #glore50
Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.
Hinweis zum Global Online Retail Fonds
Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 21 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2022).
Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?
Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.
DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.