#GLORE50 MONTHLY – Juni 2023
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel
DIE #GLORE50 PERFORMANCE
Im Juni haben unsere GLORE50, unser Fonds für die Top Player im globalen Online-Handel, den Rücksetzer aus dem Mai wieder ausgeglichen und haben den Monat mit einem Kurs von 106,27 Euro beendet. Das waren 5,5% mehr als Ende Mai. Zugleich endete mit dem Juni auch das 2. Quartal – und das schlossen die GLORE50 mit einem Minus von 1% gegenüber dem 1. Quartal ab. Und auch wenn die GLORE50 seit Beginn des achten Fondsjahres Anfang Oktober um 12% zugelegt haben, so zeigt dieses durchwachsene Quartal einmal mehr, dass die Börse in der Breite die Leistungen der E-Commerce-Companies aktuell nicht würdigt.
Es gibt zwar auch einzelne Ausnahmen (siehe die Top-Aktien weiter unten), doch die Börsenbewertungen vieler Onlinehändler sind nach wie vor am Boden – und die Bewertungen liegen oftmals deutlich unter dem Jahresumsatz der jeweiligen Firma. Sprich, das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt deutlich unter 1, was für Wachstumsunternehmen lange Zeit sehr unüblich war. Dadurch bleiben viele Firmen günstig zu habende Übernahmekandidaten, was sich gerade speziell in Großbritannien zeigt: Die Frasers Group ist dort auf Shoppingtour und hält jetzt nach 10,6% bei Asos auch 5% an Boohoo. Bei AO hat sie auf 21,3% erhöht und sich außerdem 8,9% an der Elektronikkette Currys gesichert.
Generell scheint es aber, dass sich bzgl. E-Commerce-Aktien eine Art Resignation an der Börse breit gemacht hat. Unsere GLORE50 bewegen sich seit Monaten nur noch leicht, mal nach oben und mal nach unten, treten aber im Großen und Ganzen auf der Stelle. Und so gilt im E-Commerce gerade trotz großem Ladensterben im stationären Handel, dass den E-Commerce eigentlich weiter beflügeln sollte: Abwarten und durchhalten. Es könnte somit sein, dass die Börse noch zwei bis drei gute Quartale braucht, um wieder Zutrauen in den Onlinehandel zu fassen.
Wir warten also weiter darauf, dass der Knoten für E-Commerce-Aktien an der Börse platzt und die in den GLORE50 enthaltenen Titel wieder in der Breite nach oben gehen.
Die aktuelle Kursentwicklung der GLORE50 wie immer im Chart:
Gewinner & Verlierer im Juni 2023
Die größten Gewinn im Juni gegenüber dem Vormonat Mai waren:
- Wayfair (+54%)
- Hepsiburada (+53%)
- Ocado (+52%)
- The RealReal (+52%)
- DocMorris (+36%)
Die Flop 5 hingegen waren:
- Desenio (-49%)
- Cnova (-27%)
- Booktopia (-27%)
- Pierce Group (-14%)
- Boohoo (-14%)
Im laufenden Jahr liegen jetzt folgende Titel vorn:
- Hepsiburada (+180%)
- Shop Apotheke (+100%)
- ThredUp (+95%)
- Wayfair (+90%)
- THG (+84%)
NEWS von Unternehmen aus den GLORE50
- Marley Spoon hat sich 35 Millionen Euro frisches Kapital gesichert, das jedoch bei einer extrem niedrigen Bewertung von 76 Millionen Euro, obwohl der Versender für Kochboxen zuletzt auf 400 Millionen Euro Jahresumsatz kam. Bei der Kapitalerhöhung wurden die Anteile der bisherigen Aktionäre zugleich stark verwässert.
- Um die Zukunft des britischen Online-Modehändlers Asos ist ein Kampf entbrannt. So soll Alibaba über seine Europa-Tochter Trendyol bereits im Dezember ein Übernahme-Angebot gemacht haben. Nun deckt sich aber Frasers mit immer mehr Anteilen ein und hält schon über 10 Prozent.
- Zalando könnte womöglich About You übernehmen. Entsprechende Gerüchte kursieren seit Anfang Juni. Die Bestseller Group, einer der Hauptgesellschafter von About You, ist ohnehin schon an Zalando beteiligt. Und auch für die angeschlagene Otto-Gruppe könnte es im Zweifel attraktiver sein, Anteile an Zalando zu haben. Aber auch ein Zalando könnte wiederum für Alibaba ein attraktives Übernahmeziel sein.
- Unsere GLORE50-Mitglieder DocMorris und Shop-Apotheke könnten bald stärkere Konkurrenz durch die aus Apo-Discounter hervorgegangene Apo.com Group erhalten. Diese hat mit Apo.com nun eine neue Gesundheitsplattform vorgestellt, über die chronisch Kranke ihre Rezepte einlösen können. Alle drei Player wollen außerdem neben dem reinen Verkauf von Medikamenten zunehmend auch telemedizinische Leistungen anbieten. siehe dazu auch den aktuellen Cheftreff Podcast mit dem CEO.
- Bei Ocado ging der Kurs im Juni zunächst deutlich nach oben, als es Gerüchte gab, Amazon könne den britischen E-Food-Spezialisten übernehmen. Doch nach einem Dementi ging der Kurs auch wieder etwas zurück, dennoch hat es Ocado in unsere Top 5 des Monats geschafft (siehe oben).
- Pinduoduo ist mit seinem Billig-Marktplatz Temu seit einigen Wochen auch in Deutschland aktiv, bekommt reichlich Berichterstattung und macht verrückte Eröffnungsangebote wie etwa ein paar Sportschuhe für nur 2,23 Euro. Der Kassenzone-Podcast schaut sich das Modell näher an und kommt zu dem Schluss, dass es sich dabei nur um ein Lockvogel-Angebot handeln kann. Doch tatsächlich sei es durchaus möglich, dass Temu Schuhe in einer ähnlichen Qualität wie von Adidas oder Nike später für nur 15 Euro kostendeckend anbieten könne. Parallel zum Podcast lief im LinkedIn-Profil von Alexander Graf eine Diskussion rund um Temu.
Weitere Branchennews
- Der norwegische Online-Supermarkt Oda hat sein Endkundengeschäft in Deutschland keine fünf Monate nach dem Start bereits wieder eingestellt. Dabei hatte das Unternehmen nach dem Start in Berlin sein Liefergebiet rasch auf viele Städte in Niedersachsen ausgeweitet. Den Platz von Oda in Berlin nimmt nun Picnic ein, das dort im Juni gestartet ist.
- Die Oetker-Gruppe zeigt sich weiter begeistert von Flaschenpost, hält sich mit konkreten (Umsatz-)Angaben allerdings bedeckt. Geht man von 300 Mio. Euro für 2021 aus, dann dürften es 2022 zwischen 400 und 450 Mio. Euro gewesen sein.
- Um noch bei E-Food zu bleiben: OMR hat die sehenswerte Doku „Hell of a Ride“ über den kometenhaften Aufstieg und Fall von Gorillas auf YouTube veröffentlicht. Und Rewe hat vier Gründe genannt, warum es sich so sehr bei Flink engagiert.
- Die Luqom-Gruppe um Lampenwelt zählt schon seit einiger Zeit zu den profitabelsten Playern im Einrichtungssegment und visiert nach 372 Mio. Euro dieses Jahr die 400 Mio. Euro an. Auf unserer K5 Future Retail Conference in Berlin überraschte Lampenwelt mit der Ankündigung eines Marktplatzes, der schon nächstes Jahr starten soll. Auch sieht das Unternehmen will Potenzial in den Bereichen B2B und Smart Home.
- Snocks will mit Socken und mehr bald die Marke von 100 Millionen Euro Jahresumsatz überspringen. Nach 57 Millionen in 2022 peilt das Unternehmen dieses Jahr zunächst die 80 Millionen an, wie Gründer Johannes Kliesch auf der K5 erzählte. Zudem soll die Belegschaft massiv von 120 auf 400 Personen vergrößert werden. Ein ähnliches Umsatzniveau erreicht übrigens auch Purelei.
- Einen denkwürdigen Auftritt hatte Home24-Chef Marc Appelhoff auf der K5, wo er aus seinem Frust über das Online-Möbelgeschäft keinen großen Hehl machte. Erstaunlich offen beschrieb er, wie sich Home24 mit Butlers übernommen hat und dann kein Geld mehr für die Krise übrig hatte und deshalb einen Retter wie XXXLutz brauchte.
- Bei Fahrrad.de-Betreiber Signa Sports United ist das letzte Quartal ziemlich mies gelaufen und es gab einen Umsatzrückgang von 23 Prozent. Obwohl Signa als Hauptgesellschafterin schon im Februar erheblich Geld nachgeschossen hatte, wurde es cashseitig richtig eng und so hat der Signa-Konzern von René Benko nun nochmal 150 Millionen Euro in SSU gepumpt.
- Shein hat seinen Marktplatz nach Brasilien, USA und Mexiko nun auch für Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien angekündigt. In drei Jahren will Shein Marktplatz-Umsätze von 20 Mrd. Dollar (GMV) erzielen und hat dafür jetzt ein Anreizprogramm angekündigt, mit dem 100.000 Marktplatzhändler mindestens 100.000 Dollar Jahresumsatz schaffen sollen.
- Die Otto Group hat bereits mit der Abwicklung von MyToys begonnen und weist in einem ersten Schritt auf MyToys.de daraufhin, dass es MyToys jetzt auch auf otto.de gibt. Bei Mirapodo gibt es hingegen bislang noch keinen solchen Hinweis. Die Marke soll künftig nicht mehr genutzt werden.
- Refurbed, ein Marktplatz für gebrauchte generalüberholte Elektronikartikel aus Österreich, freut sich über einen Gesamtaußenumsatz von 1 Milliarde Euro. Damit ist offenbar der Umsatz gemeint, den alle Marktplatzteilnehmer seit dem Start von Refurbed vor sechs Jahren insgesamt erwirtschaften konnten, denn für 2022 war Refurbed noch von einem „GMV im mittleren dreistelligen Millionenbereich“ ausgegangen.
- Nach zahlreichen Negativmeldungen hat Mädchenflohmarkt, ein Marktplatz für gebrauchte Damenkleidung, Insolvenz angemeldet. Derweil hat sich Wettbewerber Vinted (ehemals Kleiderkreisel) gerade börsenreif präsentiert.
Hörtipps
Es sind dramatische Zeiten für den Onlinehandel 2023. Jochen Krisch und Marcel Weiß machen in den neuesten Exchanges #328 eine Bestandsaufnahme der allgemeinen Lage im Onlinehandel und blicken dabei auf einige der Highlights der K5-Konferenz in Berlin. Hier anhören.
Auch wenn die Vision Pro dem Online-Handel erstmal wenig bringen dürfte, hat Apple damit – konzeptionell und technologisch – einen spannenden Gegenentwurf zu den bisherigen Ansätzen präsentiert. Jochen Krisch und Marcel Weiß unterhalten sich deshalb in den Exchanges #327 über Spatial Computing und Spatial Commerce, wann Onlinehändler sich damit intensiv beschäftigen sollten. Hier anhören.
Regelmäßige Updates zu den GLORE50
Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.
Mit herzlichen Grüßen
Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß
Über die #GLORE50
Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.
Hinweis zum Global Online Retail Fonds
Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 19,1 Millionen Euro (Stand: 29. Juni 2023).
Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?
Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.
DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.