#GLORE50 MONTHLY – Oktober 2022
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel
DIE #GLORE50 PERFORMANCE
Die Bewertungen für den Online-Handel bleiben am Boden, auch wenn die GLORE50, unser Index mit aktuell 55 börsennotierten Topplayern im globalen Online-Handel, im Oktober leicht zulegen konnten – von 94,83 auf 95,88 Punkte (+1,1%). Damit gehen die GLORE50 den zweiten Monat in Folge unter der 100-Punkte-Linie über die Ziellinie. Dabei lagen die GLORE50 im Oktober zwischenzeitlich wieder über 100 Punkten, denn die geplante Milliardenübernahme von Poshmark durch Naver aus Südkorea (siehe unsere News) hatte dabei ebenso für Auftrieb wie das allgemeine Börsenumfeld gesorgt.
Es heißt also weiter durchhalten, denn wir halten die Bewertungen der meisten E-Commerce-Aktien nach wie vor für deutlich untertrieben. Schließlich liegen mittlerweile Kurs-Umsatzverhältnisse vieler Titel unter der Marke 1 – somit bewertet die Börse diese Unternehmen aktuell geringer als einen einzigen Jahresumsatz. Das macht viele Firmen zu attraktiven Übernahmekandidaten und so schlägt gerade z.B. XXXLutz bei Home24 zu (siehe News). Denn waren in der Vergangenheit Umsatz-Multiples als Kaufpreise üblich, so können aktuell Firmen-Übernahmen oftmals zu einem Bruchteil eines Jahresumsatzes durchgeführt werden. Die aktuelle Kursentwicklung der GLORE50 wie immer im Chart:
Gewinner & Verlierer im Oktober
Die größten Kurssprünge nach oben machten im Oktober einmal mehr vor allem Nebenwerte:
- Global Fashion Group (+60%)
- THG (+48%)
- Boozt (+43%)
- Mercari (+35%)
- und BHG (+32%)
Auf der Verliererseite waren hingegen auch größere Player vertreten, hier seien vor allem die chinesischen E-Commerce-Schwergewichte JD und Alibaba genannt, die auch wegen ihrer hohen Gewichtung in den GLORE50 unseren Fonds nach unten gedrückt haben. Die Flop 5:
- ThredUp (-38%)
- JD (-24%)
- Alibaba (-20%)
- Hepsiburada (-20%)
- und Prosus (-18%)
NEWS Von unternehmen aus den glore50
- Nach verhaltenen Zahlen in den letzten beiden Quartal ist Amazon im 3. Quartal wieder stärker in seinem Handelsgeschäft gewachsen: Der Umsatz im E-Commerce wuchs um 7 Prozent auf knapp 53,5 Mrd. Dollar, um Währungseffekte bereinigt – und damit fürs operative Geschäft aussagekräftiger – war dies sogar ein Plus von 13 Prozent. Noch stärker wuchsen einmal mehr die Services für Dritte, also die Third-party seller services, die Advertising Services sowie der Cloud-Dienst AWS. Da der Ausblick aufs diesjährige Weihnachtsgeschäft aber schwächer erwartet ausfällt als von Analysten erwartet, brach der Aktienkurs kurz nach Bekanntgabe der Prognose zunächst um drastische 20 Prozent ein.
- Bei Zalando mehren sich die Zeichen dafür, dass der Online-Modehändler 14 Jahre nach seiner Gründung in einer tieferen Krise steckt. Hochkarätige Manager haben den Konzern bereits verlassen, nun nimmt laut „Handelsblatt“ auch die Nachhaltigkeitschefin Kate Heiny ihren Hut. Und auch Vorstandsmitglied Jim Freeman ist arg umstritten. Aktuell wird vor allem der frühere Firmen-Co-Vorstandsvorsitzende und Chefstratege Rubin Ritter vermisst, der vergangenes Jahr aufgehört hat, während der Wettbewerb im Modehandel sowohl durch Online-Anbieter wie About You oder Best Secret als auch wiedererstarkte Modeketten wie Zara immer stärker wird.
- Präsentierte sich About You nach dem ersten Quartal noch überaus zuversichtlich, so ist inzwischen Ernüchterung eingekehrt. Mit erwarteten Umsätzen von knapp 2 Mrd. Euro liegt About You zwar immer noch 168% über dem Vor-Corona-Wert von 2019 (und damit weit vor vielen anderen Fashionversendern). Allerdings drücken die gestiegenen Kosten auf das Ergebnis und auf das Cashpolster.
- Der britische Online-Modehändler Asos hat seine jüngsten Prognosen unterboten, liegt mit einem Jahresumsatz von 3,9 Mrd. Pfund aber immerhin noch knapp über dem Vorjahresumsatz. Wie so oft, hadert Asos dabei mit dem US-Geschäft. Derweil hat sich der stationäre Händler Frasers Group (Sports Direct) 5,1% der Asos-Anteile gesichert und ist damit zum viertgrößten Aktionär aufgestiegen. Asos wird zur Zeit bei Umsätzen von knapp 4 Mrd. Pfund mit gut 500 Mio. Pfund bewertet. Größter Aktionär bleibt mit 26% die dänische Bestseller Group, der Konzern hinter Modemarken wie Jack & Jones, Only oder Vero Moda.
- Die Shoptech-Sparte Scayle der Online-Modeplattform About You freut sich über prominente Neukunden. Die Deichmann-Gruppe, Fielmann, s.Oliver Group, DefShop und der FC Bayern München wollen ihre Webshops künftig auf Basis von Scayle betreiben. Dabei bündeln Deichmann und s. Oliver jeweils gleich mehrere Markenauftritte auf Scayle, um so verschiedene Prozesse zu verschlanken. Die Neukunden sollen Scayle einen zusätzlichen Umsatz von 100 Millionen Euro über die gesamten Vertragslaufzeiten bringen.
- Nach Wattpad („Wattpad geht für $600 Mio. an Naver – und nicht an Amazon“) will der südkoreanische Onlinekonzern Naver jetzt in Nordamerika auch unser GLORE50-Mitglied Poshmark übernehmen, einen unserer Favoriten im Second-Hand-Geschäft. Anvisierter Kaufpreis sind 1,2 Milliarden Dollar, jedoch gab es kurz nach Bekanntgabe der Pläne ersten Widerstand durch auf Anleger-Sammelklagen spezialisierte US-Kanzleien, die den Kaufpreis für zu gering halten.
- Nachdem bereits der Milliardendeal rund um die Techplattform THG Ingenuity geplatzt ist, will Softbank jetzt komplett bei THG (The Hut Group) aussteigen. Das beflügelte den Aktienkurs und THG wurde so zu einem der großen Gewinner des Monats, nachdem der Aktienkurs in den letzten Monaten nach unten geprügelt worden war. Auch THG hatte zuletzt seine Umsatzerwartungen reduziert und rechnet jetzt für 2022 mit knapp 2,5 Mrd. Pfund. Auch das ist allerdings noch mehr als doppelt soviel wie vor Corona.
Weitere Branchennews
- Media Saturn bleibt Deutschlands prominentester Übernahmekandidat. Nach den Septembertiefs liegt die Bewertung inzwischen wieder bei 780 Mio. Euro, was aber natürlich immer noch ein Schnäppchen ist . Dabei zeigen die neuen Geschäftszahlen, dass allein die Onlinesparte auf 5,3 Mrd. Euro Umsatz kommt – und die Filialen, die noch immer dreimal soviel Umsatz machen, gäbe es für einen Käufer noch obendrauf.
- Die Möbelhauskette XXXLutz aus Österreich will den Berliner Online-Möbelhändler Home24 samt Tochter Butlers für 250 Mio. Euro übernehmen. Rund drei Wochen nach Bekanntgabe der Pläne hatte sich XXXLutz bereits 68,7 Prozent der Anteile gesichert. Die großen Fragen bleiben aber noch: Hat XXXLutz einen Plan für Home24 und Möbel.de? und Kommt XXXLutz noch jemand in die Quere?
- In den Corona-Jahren hat auch bei IKEA das Online-Geschäft geboomt. Nach einem Umsatzsprung von 73% waren es letztes Jahr weltweit knapp 10 Mrd. Euro. Dieses Jahr ging es dafür 10% zurück auf immer noch imposante 9 Mrd. Euro. Dafür lief das Geschäft in den Möbelhäusern mit einem Umsatzplus von 13 Prozent wieder deutlich besser, so dass der Gesamtumsatz um 6,5 Prozent auf 44,6 Milliarden Euro stieg.
- Bei Douglas ist nach Digitalchefin Vanessa Stützle nun auch CEO Tina Müller von Bord gegangen. Eigentümer CVC, das bei Douglas längst wieder von Bord sein wollte, hat nun den ehemaligen Chef des niederländischen Non-Food-Discounters Action Sander van der Laan mit der Aufgabe betraut, Douglas attraktiv für einen Käufer (oder einen Börsengang) zu machen.
- Der Buchhändler Thalia hat in Deutschland erstmals die Marke von einer Milliarde Euro Jahresumsatz geknackt und kommt im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr 2021/22 hierzulande auf 1,1 Mrd. Euro Umsatz – ein Plus von 47 Prozent zur Vor-Corona-Zeit. Nimmt man noch die Aktivitäten in Österreich hinzu, so lag der Umsatz bei 1,3 Mrd. Euro. Und die Plattform Thalia, die auch Umsätze von Partnerunternehmen wie Osiander umfasst, kam auf 1,6 Mrd. Euro. Besonders stark zugelegt hat in den letzten drei Jahren das Onlinegeschäft, das gegenüber dem Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019 um 137 Prozent auf 382 Mio. Euro wuchs.
- Im OMR-Podcast hat Refurbed aus Österreich für das laufende Jahr ein „GMV im mittleren dreistelligen Millionenbereich“ angekündigt, also ein Handelsvolumen irgendwo um die 500 Millionen Euro. 2020 hatte sich Refurbed nach einer Umsatzverdreifachung erstmals über ein GMV von über 100 Mio. Euro gefreut. Rivale Back Market aus Frankreich hatte zuletzt 450 Mio. Euro zu einer Bewertung von 5,1 Mrd. Euro eingesammelt, dabei allerdings keinerlei Umsatzangaben gemacht.
- Seit 5 Jahren und mehr stand Windeln.de immer wieder vor der Insolvenz. Ende Oktober war es dann tatsächlich soweit und der Vorstand meldete Insolvenz an, nachdem es keine „Fortbestehensprognose“ mehr gab. Die Umsätze von zuletzt 52 Mio. Euro waren einfach viel zu niedrig: Ein margenschwaches Online-Business wie Windeln.de kann nur ab einer Mindestumsatzgröße von 500 Mio. Euro und mehr funktionieren.
- Solange es sich auf schnelle Getränkelieferungen spezialisiert hatte, schwärmten so ziemlich alle von Flaschenpost. Doch das hat sich grundlegend geändert, seit sich Flaschenpost auch als Lebensmitteldienst versucht, wie das Supermarktblog jetzt im Detail beschreibt
- Der norwegische Lebensmittel-Lieferdienst Oda hat seinen bislang für 2022 angekündigten Deutschlandstart auf Januar 2023 verschoben. Dann startet eine erste Testphase in Berlin. Oda erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von knapp 240 Mio. Euro und kam zum Halbjahr auf Zwölfmonatsumsätze von gut 250 Mio. Euro.
- Der Schweizer Lebensmittel-Lieferdienst Farmy hat eine Crowdfundingkampagne in Eigenregie gestartet mit dem Ziel, neue Aktien im Wert von gut 4 Mio. CHF an Kleinaktionäre zu verkaufen. Das sind rund 10 Prozent der Anteile. Gleich am ersten Tag der Kampagne brachte Farmy Anteile für 2,5 Mio. CHF unter die Leute. Farmy hatte zuletzt Umsätze von 32 Mio. CHF vermeldet und will sich in den nächsten 2-4 Jahren auf 100 Mio. CHF steigern.
- Üblicherweise meldet ein Unternehmen ja Insolvenz an, um das Geschäft weiterführen zu können. Nicht so beim britischen Online-Einrichtungshändler Made.com, den wir bereits im September aus den GLORE50 herausgenommen hatten. Made.com hat zunächst bereits den Geschäftsbetrieb eingestellt und sich erst danach für eine Insolvenzanmeldung entschieden.
Hörtipps
Wie schlägt sich der Online-Handel in der (Wirtschafts-)Krise? Das war das große Thema in den Exchanges #310 und in der 31. Staffel der Exchanges. Alle Folgen können Sie hier anhören.
Und ein Gespräch mit dem neuen CEO vom Westwing, Dr. Andreas Hörning, findet ihr hier
Regelmäßige updates zu den glore50
Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.
Mit herzlichen Grüßen
Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß
Über die #glore50
Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.
Hinweis zum Global Online Retail Fonds
Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 21 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2022).
Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?
Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N9A9, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.
DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.