#GLORE50 MONTHLY – Mai 2023
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel
DIE #GLORE50 PERFORMANCE
Im Mai mussten unsere GLORE50, unser Fonds für die Top Player im globalen Online-Handel, leider ein Minus verkraften: Sie beendeten den Monat mit einem Kurs von 100,73 Punkten und lagen damit rund sechs Prozent unter dem Wert von Ende April. Damit liegen die GLORE50 auf demselben Niveau wie zuletzt am Jahresanfang 2023 sowie auch wie bei der Fonds-Auflage im Oktober 2015. Das ist schon ziemlich verrückt, denn schließlich hat so ziemlich jede E-Commerce-Company ihren Umsatz seit 2015 massiv steigern können, während der Börsenkurs dies nicht widerspiegelt. So liegt beispielsweise der Kurs von GLORE50-Mitglied Zalando heute wieder auf ähnlichem Niveau wie 2015, während Zalando seinen Umsatz in diesem Zeitraum von 2,96 Milliarden Euro (2015) auf 10,3 Milliarden Euro (2022) mehr als verdreifacht hat.
Es wird also Zeit, dass die Börse solche Wachstumsgeschichten wieder stärker honoriert. Im Grunde lässt sich festhalten, dass die Leistung des E-Commerce an der Börse vor allem zwischen Mitte 2020 und Mitte 2021 gewürdigt wurde. Heute fällt Börsianern vor allem auf, dass das Wachstum oftmals mit hohen Investitionen einherging, die zu hohen Verlusten führten. Entsprechend trimmen sich gerade viele Online-Retailer auf Rentabilität, um wieder attraktiver für den Kapitalmarkt zu werden. Damit wären wir auch bei dem Sujet der diesjährigen K5 Konferenz am 20. / 21. Juni in Berlin: “Black Ocean – erfolgreich handeln in unsicheren Zeiten. Rund um #intotheblack geht es zwei Tage lang um das Thema Profitables Wachstum!
Die aktuelle Kursentwicklung der GLORE50 wie immer im Chart:
Gewinner & Verlierer im Mai 2023
Auch wenn die GLORE50 im Mai um 6 Prozent nachgaben, so schlossen doch einige in den GLORE50 enthaltenen Titel den Monat im Plus gegenüber dem Vormonat ab:
Die größten Gewinner waren:
- The RealReal (+25%)
- Mercari (+24%)
- Farfetch (+23%)
- Shopify (+22%)
- Westwing (+22%)
Die größten Verlierer hingegen waren:
- Asos (-53%)
- THG (-37%)
- Global Fashion Group (-37%)
- Zalando (-27%)
- DocMorris (-26%)
NEWS von Unternehmen aus den GLORE50
- Asos hat sich im Rahmen einer Kapitalerhöhung 80 Mio. Pfund geholt, einen Gutteil davon von Altgesellschaftern wie der Bestseller Group. Dabei fiel die Bewertung sehr niedrig aus und lag zuletzt bei Umsätzen von rund 4 Mrd. Pfund bei nur 430 Mio. Pfund, das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt also nahezu bei 0,1. Das macht Asos zugleich zum Übernahmekandidaten: Womöglich könnte die Frasers Group zuschlagen, die sich schon 7,4 Prozent an Asos gesichert hat.
- Bei About You sind 2022 aus den ursprünglich geplanten 2,25 Mrd. Euro Jahresumsatz zwar nur 1,9 Mrd. Euro geworden. Das ist aber immer noch zweieinhalb mal so viel wie 2019. Die Deutschland-Umsätze lagen 2022 mit 768 Mio. Euro knapp über Vorjahr. Verlustträchtig sind vor allem die internationalen Geschäfte. Für das laufende Geschäftsjahr hat sich About You gut 2 Mrd. Euro vorgenommen.
- Boohoo hat 2022 einen Umsatzeinbruch von 11 Prozent erlitten und lag bei 1,8 Milliarden Pfund und damit nur noch knapp vor About You. Da Boohoo für dieses Jahr mit keinem Wachstum rechnet, könnte es beim Umsatz von About You überholt werden. Mit 18 Millionen Kunden liegt Boohoo aber noch deutlich vor den 12,7 Millionen Kunden von About You.
- Was About You oder Boohoo in einem Jahr erwirtschaften, dafür braucht Zalando nicht mal ein Quartal. Die Modeplattform hat ihren Umsatz im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gesteigert. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg um 2,8 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dabei konnte Zalando einen Umsatzrückgang in seinem regulären Online-Shop durch ein Plus von 33 Prozent bei seinem Shopping-Club Lounge by Zalando mehr als ausgleichen.
- Alibaba konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz um 2% auf 868 Mrd. Yuan (113,7 Mrd. Euro) steigern. Für sein internationales Geschäft um AliExpress, Lazada, Trendyol und Daraz sucht Alibaba nun erste externe Kapitalgeber jenseits der Börse. Spannend wird jetzt vor allem, wer sich Alibaba im internationalen Geschäft anschließt. Passende Übernahmekandidaten könnten Zalando, Farfetch oder Allegro sein.
- Auf dem Weg zum Backbone für die Modebranche hat Farfetch groß verkündet, dass Reebok jetzt in Europa komplett auf Farfetch läuft. Soweit die Übernahme Yoox Net-a-Porter durchkommt, sollen dann noch viele weitere Marken auf die Plattform von Farfetch wechseln.
- Shopify fühlt sich überfordert mit dem Logistikgeschäft und reicht 6 River Systems an Ocado weiter sowie Shopify Logistics an Flexport. Im Gegenzug bekommt Shopify weitere 13% an Flexport, das vom ehemaligen Amazon Consumer CEO Dave Clark geführt wird. Spannend wäre, wenn Shopify und Flexport komplett zusammengingen, womöglich ergänzt durch eine Social-Media-Plattform wie Pinterest.
Weitere Branchennews
- Die Otto Group hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 unterm Strich einen Verlust von 413 Millionen Euro erlitten, während es im Vorjahr noch einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro gegeben hatte. Dabei blieb der Umsatz relativ stabil bei 16,2 Milliarden Euro. Spannend ist dabei auch der Vergleich zwischen Otto und About You.
- Auch im Mai gab es wieder so einige Verwerfungen bei traditionellen Händlern. So ist der verstaubte Versandhändler Klingel in die Insolvenz gerutscht. Auch die Modekette Hallhuber ist insolvent, und zwar das zweite Mal seit 2020. Und der insolvente Schuhhändler Reno muss die meisten seiner Filialen schließen. Dagegen hat der Warenhauskonzern Galeria seine Insolvenz offiziell beendet und macht mit ausgedünntem Filialnetz weier.
- Auf der Erfolgsspur dagegen ist der traditionsreiche Modehändler Breuninger, der im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt hat. Und das dank mutigem Engagement im E-Commerce: Mehr als 50 Prozent des Umsatzes entfiel aufs Online-Geschäft, so CEO Holger Blecker in einem „Handelsblatt“-Interview. Und in den nächsten fünf Jahren will Breuninger seinen Online-Umsatz nochmal verdoppeln – und dazu verstärkt in Ländern aktiv werden, wo das Unternehmen keine stationären Läden betreibt.
- Der Beauty-Händler Douglas hat seinen Umsatz im vergangenen Quartal deutlich um 19,3 Prozent auf 858,5 Millionen Euro gesteigert. Dabei wuchs das Geschäft in den Filialen und online in nahezu gleichem Tempo. Der Onlineanteil am Gesamtumsatz betrug 34,9 Prozent, also mehr als ein Drittel.
- Adidas hat im 1. Quartal 2023 einen Verlust von 24 Millionen Euro verzeichnet, nachdem der Sportartikelkonzern noch im Vorjahreszeitraum einen Gewinn von 310 Millionen Euro verzeichet hatte. Die Ursache liegt vor allem im Ende der Zusammenarbeit mit Skandalrapper Kanye West, denn die gemeinsame Yeezy-Kollektion war besonders margenstark.
- Die Richemont-Gruppe hat die Jahresergebnisse von Yoox Net-a-Porter veröffentlicht, das an Farfetch gehen soll. Mit 2,5 Mrd. Euro (+4%) lagen die Umsätze leicht über Vorjahr. Im Zuge der Übernahme (“Richemont tauscht Yoox Net-a-Porter- in Farfetch-Anteile”) muss Richemont allerdings Abschreibungen in Höhe von 3,4 Mrd. Euro vornehmen.
- SellerX, ein Aufkäufer von auf Amazon erfolgreichen jungen Marken, will jetzt nach KW Commerce auch Elevate Brands aus den USA übernehmen und so auf einen Umsatz von über 400 Millionen Euro kommen. Zum Portfolio werden künftig 80 Marken mit über 40.000 Produkten zählen. Außerdem hat sich SellerX eine Finanzierung von 60 Millionen Euro gesichert.
- Der Lebensmittel-Schnelllieferdienst Flink erhält eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro von seinen Bestandsinvestoren. Davon soll Rewe mit 50 Millionen Euro den größten Anteil beisteuern, der zweitgrößte Betrag soll vom US-Lieferdienst Doordash stammen, berichtet Gründerszene.
- Der Online-Supermarkt Picnic hat den Jahresabschluss für 2021 veröffentlicht und dabei nicht nur einen Ausblick auf 2022, sondern auch gleich auf 2023 gegeben. Demnach hat Picnic in Deutschland 2021 einen Umsatz von 167 Millionen Euro erzielt, der in 2023 auf 400 Millionen Euro steigen soll. Seit April liefert Picnic auch in Hamburg. In Berlin dürfte es demnächst losgehen.
- Für den US-Lieferdienst Instacart wird das Retail-Media-Geschäft immer wichtiger: Laut einem Insiderbericht stieg der Werbeumsatz im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 740 Millionen Dollar. Damit soll das Werbegeschäft zugleich schon 30 Prozent zu den Gesamtumsätzen beitragen. Nun nimmt Instacart die Umsatzmilliarde im Werbegeschäft ins Visier.
- Lidl und Kaufland haben im E-Commerce zusammen einen Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Euro erzielt. Obwohl Kaufland.de dank real.de-Übernahme mittlerweile als Marktplatz unterwegs ist, hat lidl.de noch keinen Marktplatz. Warum eigentlich? Immerhin ließen sich die 10.000 Marktplatz-Partner von Kaufland auch gut bei Lidl anbinden.
- Der chinesische Fast-Fashion-Händler Shein hat nach Tests in Brasilien nun seinen Marktplatz für die USA angekündigt und will diesen danach noch in weitere Länder bringen. Dabei scheint es Shein nicht nur um eine Sortimentsvergrößerung zu gehen, sondern auch um schnellere Lieferzeiten. Shein betreibt unter dem Namen Romwe übrigens noch eine zweite Plattform und setzt somit auf eine Zwei-Marken-Strategie.
Hörtipps
Jochen Krisch und Marcel Weiß sprechen in den Exchanges #325 über potenzielle Holdings im Onlinehandel für Fashion, für Consumer Electronics und für Home & Living: Warum sie kommen werden, wer es machen könnte, und wie sie entstehen können. Hier anhören!
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Mit herzlichen Grüßen
Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß
Über die #GLORE50
Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.
Hinweis zum Global Online Retail Fonds
Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 18,2 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2023).
Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?
Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.
DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.