#GLORE50 Monthly: Hoffen auf das 2. Halbjahr

DIE #GLORE50 PERFORMANCE

Die GLORE50, unser Fonds mit den führenden Playern im globalen Onlinehandel, hat den Juni beim Stand von 111,64 Euro beendet. Das waren rund 15% unter Vormonat, im gesamten zweiten Quartal gab es dabei ein Minus von 31%. Somit ging es im zweiten Quartal sogar noch einmal stärker herunter als mit dem Minus von 27% im ersten Quartal. Fürs 1. Halbjahr 2022 gab das in Summe ein sattes Minus von 50%.

Die gesamte Entwicklung wie immer im Chart:

 

GLOBAL ONLINE RETAIL – EUR ACC WKN A14N9A | ISIN: DE000A14N9A9
#GLORE50 MONTHLY – Juni 2022

Doch auch wenn der Kursverlust an den Börsen dramatisch ist und zum Beispiel die in den GLORE50 enthaltenen E-Commerce-Player About You und Zalando innerhalb der letzten sechs Monate beide jeweils rund zwei Drittel an Börsenwert eingebüßt haben: Eigentlich ist der Onlinehandel nicht selbst in der Krise. Sondern der Onlinehandel durchlebt gerade die weltweite Wirtschafts- und Börsenkrise, die so ziemlich alle Unternehmen aus nahezu sämtlichen Wirtschaftssektoren betrifft. So war das erste Halbjahr im Angesicht von Ukraine-Krieg, gestörten Lieferketten sowie steigender Inflation und Zinsen stark von negativen makroökonomischen Trends geprägt, was die fallenden Börsenkurse erklärt. Daher gaben nicht nur die GLORE50 im ersten Halbjahr nach, sondern so ziemlich jeder Aktienindex erlebte sein schwächstes Halbjahr seit Jahrzehnten. So verlor zum Beispiel der S&P 500 in den vergangenen sechs Monaten 20,6 Prozent an Wert – das schwärzeste Halbjahr seit 1970.

gewinner & Verlierer im 1. Halbjahr

Schaut man sich die 53 in den GLORE50 enthaltenen Titel an, so gab es im 1. Halbjahr 2022 nur einen einzigen Gewinner: Pinduoduo konnte seit Jahresbeginn um 5% zulegen. Allerdings hatte das chinesische letztes Jahr zu den großen Verlierern beim Börsenkurs gehört (minus 67% in 2021) und hat nun zumindest minimal aufgeholt.

Noch relativ gut schnitten auch die chinesischen Player Alibaba (-7%) und JD (-9%) ab, die aber ähnlich wie Pinduoduo vergangenes Jahr schon gehörig Federn hatten lassen müssen.

Selbst unser Fonds-Dickschiff Amazon steht mit -37% noch auf Platz 8 der „Top-Performer“ in den GLORE50 – das zeigt, wie hart das Halbjahr war. 

Für alle anderen in den GLORE50 enthaltenen Firmen war das 1. Halbjahr beim Börsenkurs eines zum Vergessen: Sage und schreibe 39 der 53 Titel büßten mehr als die Hälfte ihres Börsenwerts ein. Die größten Verlierer waren Desenio (-98%), Pierce Group (-87%) und Booktopia (-83%) – übrigens alles drei eher kleine Titel, die wir erst im letzten Jahr in die GLORE50 mit einer sehr kleinen Gewichtung aufgenommen hatten.

Unter unseren Schwergewichten mit einer Gewichtung von mindestens 3,5 Prozent im GLORE-Fonds schnitten Etsy (-67%) und Zalando (-65%) am schlechtesten ab.

Das gesamte Bild zeigt diese Tabelle:

NEWS Von unternehmen aus den glore50

  • Zalando hat seine Erwartungen für 2022 kräftig nach unten korrigiert und rechnet jetzt für 2022 statt mit 12 Mrd. Euro Umsatz nur noch mit 10,5 Mrd. Euro. Die GMV-Erwartungen hat Zalando von 17 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro reduziert. Außerdem hat Zalando im Juni die Übernahme von Highsnobiety bekanntgegeben. Die Frage dabei ist: Passt das deutlich kleinere Unternehmen aus Berlin überhaupt zu Zalando? Oder sollte Zalando viel mehr nach einer größeren Übernahme streben wie z.B. von Asos, Bohoo oder Net-a-Porter, die gerade ziemlich erschwinglich sind? Die Highsnobiety-Übernahme könnte aber auch daraufhin deuten, dass Zalando seine Fühler in die USA ausstrecken will, wo Highsnobiety seine meisten User hat. Unterdessen gibt Zalando zum 30. September seinen Styling-Service Zalon auf
  • About YouChef Tarek Müller hat auf unserer K5 Future Retail Conference eingeräumt, dass die Party im Onlinehandel erstmal vorbei ist: „Die Hoffnung, dass wir alle im E-Commerce einen Quantensprung durch die Pandemie gemacht haben, können wir abschreiben.“ Um wie geplant in absehbarer Zeit profitabel zu werden, habe About You die weitere Internationalisierung über Europa hinaus pausiert, sagte er weiter. Unterdessen hält About You nach seinen jüngsten Quartalszahlen mit 504 Millionen Umsatz zwischen März und Mai an seiner positiven Prognose fürs neue Geschäftsjahr fest und rechnet weiterhin mit einer Verdreifachung des Umsatzes gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019.
  • Der britische Online-Modehändler Asos, der auch in Deutschland mit About You und Zalando konkurriert, hat in den letzten drei Monaten einen Umsatz von 983,4 Millionen Pfund erzielt und damit etwas weniger als im Vorjahreszeitraum (987,9 Millionen). Rechnet man das eingestellte Russland-Geschäft heraus, ergibt sich noch ein Plus von 4 Prozent. Insgesamt dürfte das aktuelle Geschäftsjahr, das am 31. August endet, mit einem Jahresumsatz von 4,1 Milliarden Pfund schließen, während die für 2025 angepeilten 7 Milliarden Pfund hinfällig sein dürften.
  • Der britische Online-Elektronikhändler AO zieht sich aus Deutschland zurück. Das Unternehmen, das hierzulande seit sieben Jahren aktiv ist und in Deutschland auch eine eigene Lieferflotte betreibt, will sich künftig wieder auf den britischen Markt konzentrieren. Vor einem Jahr noch hatte AO große Expansionspläne außerhalb Englands, will bzw. muss sich jetzt aber auf den Heimatmarkt konzentrieren. Als Grund führt AO an, dass sich die Aussichten für das deutsche Geschäft verschlechtert hätten, das zuletzt 10% zum Gesamtumsatz beigesteuert hatte.
  • Nach dem plötzlichen Abgang von Dave Clark, der inzwischen bei Flexport angeheuert hat, stellt sich Amazon im Handels- und Consumergeschäft personell und organisatorisch neu auf und setzt dabei auf interne Lösungen: Neuer Chef der Sparte ist Doug Herrington, der einst Amazon Fresh aufgebaut hatte und zuletzt für die Logistik verantwortlich war.
  • Während sich Anbieter für ultraschnelle Lebensmittellieferungen wie etwa Gorillas gerade schwer tun, weitere Investoren von ihrem Modell zu überzeugen, konnte sich nun der britische Online-Supermarkt Ocado mit frischem Kapital eindecken: Das Unternehmen hat sich an der Börse im Rahmen einer Kapitalerhöhung 578 Millionen Pfund (ca. 670 Millionen Euro) gesichert. Hinzu kommt noch eine frische Kreditlinie über 300 Millionen Pfund. Damit sollte weiterem Wachstum nichts mehr im Wege stehen.
  • Naked Wines rechnet dieses Jahr mit Umsätzen um die 360 Mio. Pfund, hätte sich also in den letzten 10 Jahren verzehnfacht. Blendet man die (Corona-)Jahre 2020 und 2021 aus, liegt Naked Wines mit seinen Erwartungen 77% über dem Niveau von 2019 und damit noch im grünen Bereich
  • Delivery Hero fliegt aus dem Dax, dem Index mit den 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, heraus, und wird durch Nivea-Hersteller Beiersdorf ersetzt. Der Börsenkurs von Delivery Hero war zuvor drastisch eingebrochen. Florian Kolf vom „Handelsblatt“ kommentiert, dass der Abstieg von Delivery Hero aus dem Dax eher ein Segen als ein Fluch sei. Denn die Startup-typischen Experimente der Firma und die hohen Verluste seien in Dax-Kreisen nicht gut angekommen, aber so sei eben einst auch Amazon gestartet.

Weitere Branchennews

  • Ebay schrumpft sich gesund, zu Tode oder was auch immer… Seit dem Corona-Peak hat Ebay jedenfalls 21 Millionen aktive KundInnen verloren und lag zuletzt bei 142 Millionen. Jetzt sollen nochmal 4 Millionen in der Türkei wegfallen, indem die dortige Tochter GittiGidiyor geschlossen wird. Nach 87 Mrd. Dollar (2021) hat Ebay für 2022 nur noch ein GMV um die 74 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt. Das liegt unter dem Niveau von 2013.
  • Der Betreiber des Lebensmittel-Lieferdienstes Knuspr überrascht mit einer großen Finanzierungsrunde: Dessen tschechische Muttergesellschaft Rohlik bekommt 220 Millionen Euro. Die Finanzierungsrunde wird angeführt von der belgischen Investmentgesellschaft Sofina, die neu bei Rohlik einsteigt, auch Bestandsinvestoren wie Index Ventures und Rohlik-Gründer Tomáš Čupr legen nach. Die Mittel will Rohlik verwenden, um technische Innovationen wie die Automatisierung von Fulfillment-Zentren voranzutreiben, in elektrische Lieferfahrzeuge zu investieren und um die weitere Expansion in bestehenden Märkten voranzutreiben.
  • Der Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas will den Verkauf von Werbeflächen, Produkt-Platzierungen und Datenanalysen an Konsumgüterhersteller massiv ausbauen und sieht darin für seine Zukunft einen wichtigen Erlösstrom. „Gorillas kann den Marken ganze Bündel anbieten – vom Werbebanner bis hin zu Kundendaten“, sagte Gorillas-Manager Alexander Brunst der „Welt“. Denn das Unternehmen muss dringend Geld verdienen und wird sich die Rabattschlacht um neue Kunden nicht mehr lange leisten können. „Das eingesammelte Geld muss länger reichen. Entsprechend wird an sämtlichen Kostenschrauben gedreht“, so Jochen Krisch in einem Statement für einen OMR-Beitrag. Im April sollen 49 Prozent aller Lieferaufträge von Gorillas in Deutschland rabattiert gewesen sein, so der US-Fachdienst Quartz.
  • Der Medikamenten-Lieferdienst Kurando ist insolvent. Den Betrieb hat die Firma laut Gründerszene bereits Anfang Juni eingestellt. Nach der ersten Finanzierungsrunde von rund einer Million Euro hat Kurando nie eine Anschlussfinanzierung erhalten, während Rivale Mayd bis dato schon 43 Millionen Euro einsammeln konnte. Wettbewerber First-A wurde wiederum von Shop-Apotheke übernommen. Noch haben es Medikamenten-Lieferdienste schwer, denn die Einführung des E-Rezeptes verzögert sich und es braucht einen langen Atem.
  • Mycs, ein Spezialist für individuell konfigurierbare Möbel, ist von der Beteiligungsgesellschaft Equivia übernommen worden, zu der schon der Wettbewerber DeinSchrank gehört. Gemeinsam plant man nun weitere Übernahmen im Bereich konfigurierbarer Möbel, wie Mycs-Gründer Christoph Jung auf unserer K5 Future Retail Conference in Berlin verriet.
  • Beliani hat letztes Jahr im Möbelmarkt die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro geknackt und rüstet sich jetzt mit weiteren Lagerflächen für bis zu 400 Mio. Euro: Laut CEO Stephan Widmer ist das Unternehmen in den letzten fünf Jahren jährlich um 40  Prozent gewachsen.

LANGZEITBETRACHTUNG & AUSBLICK

Mit einem durchschnittlichen Kursplus (CAGR) von 1,65% pro Jahr sind die GLORE50 aktuell deutlich unter unseren Erwartungen für die Langzeitbetrachtung, schließlich haben wir seit Auflage des Fonds ein Wachstum von 15 bis 20% pro Jahr für realistisch gehalten. Diese Wachstumsprognose wurde zwischenzeitlich sogar übererfüllt (Allzeithoch im Februar 2021). Und tatsächlich lagen die GLORE50 im sechsten Fondsjahr von Oktober 2020 bis September 2021 noch im CAGR-Bereich von 15 bis 20 Prozent. Doch seitdem hat der GLORE50 massiv an Wert verloren und der CAGR-Wert ist entsprechend wieder massiv geschrumpft, wie die folgende Grafik zeigt mit den verschiedenen Zielkorridoren sowie der tatsächlichen Kursentwicklung zeigt. 

GLORE50 Langfristprojektion Juni 2022

Die Aktien der Online-Retailer liegen somit aktuell nur noch minimal über dem Corona-Crash-Niveau von 2020 bzw. auf dem Niveau von 2016/17 – das ist angesichts der Umsatzsprünge seitdem schon einigermaßen ernüchternd, zumal die Kurs-Umsatz-Verhältnisse von E-Commerce-Aktien heute so niedrig sind wie noch nie. Man kann nur hoffen, dass die Schockstarre an den Börsen bald vorbei ist und Investoren sich dann vor Augen führen werden, dass so ziemlich jeder Online-Retailer seit 2016 seinen Umsatz um ein X-faches gesteigert hat. Doch eine konkrete Prognose, wie sich der Kurs der GLORE50 im zweiten Halbjahr entwickelt könnte, ist nicht möglich, denn die Coronakrise ist direkt in eine Wirtschaftskrise gemündet – und wann wir wieder aus dieser herauskommen und die Börsenkurse wieder anziehen, kann momentan niemand seriös beurteilen.

Wir können also nur konstatieren, dass Anteile am GLORE50-Fonds aktuell so günstig zu haben sind wie schon lange nicht mehr – doch eine Aussage über die künftige CAGR-Entwicklung ist nicht möglich.

Hörtipps

Ruppert Bodmeier, Co-Founder und CEO von DISROOPTIVE, ist E-Commerce-Experte und hat Out of the box thinking zum Geschäfts- und Erfolgsmodell gemacht. In der 123. Folge unseres K5 Podcasts ChefTreff spricht er mit Sven Rittau über den digitalen Handel der Zukunft. Denn momentan sei der größte Teil des E-Commerce das digitale Äquivalent eines Kaufhauses, so Ruppert, „Aktuell ist E-Commerce Karstadt auf Steroiden“. Das virtuelle Abbild einer schon lange absteigenden Branche also. Die Lösung, davon ist Ruppert überzeugt, liegt keinesfalls in schier endlos breiten Sortimenten mit zehntausenden Produkten und wenig Überblick. Die Antwort liege in der Tiefe der Produktauswahl. Hier anhören.

 

Regelmäßige updates zu den glore50

Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.

Mit herzlichen Grüßen

Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

Über die #glore50

Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.

Hinweis zum Global Online Retail Fonds

Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 21 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2022).

Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?

Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.

DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.